Feierliche Eröffnung der 52. Wechselausstellung

An der Eröffnungsfeier der 52. Wechselausstellung „Leben in Stockach – Vor und nach der Eingemeindung 1973 nach Gomaringen“, nahmen im dortigen Schloss etwa 80 Besucher teil. Seit November 2022 arbeiteten die Mitglieder des Geschichts- und Altertumsvereins an der Umsetzung der Ausstellung.

Anlass für die Ausstellung „50 Jahre Stockach“ ist das Jubiläum der Gemeindereform. Wesentlich beteiligt an der Entwicklung von Stockach waren Ludwig Junger und sein Vater. In den Jahren 1972 und 1973 gab es eine Diskussion um die Kreisreform. Der Innenminister war der Meinung, es gäbe zu viele „Könige“ als Vorsitzende der jeweiligen Landkreise. Die früheren Landkreise wie zum Beispiel Tübingen, Reutlingen, Münsingen und Horb sollten reduziert werden auf Tübingen und Reutlingen. Für Gomaringen stellte sich zu dem Zeitpunkt die Frage, in welchen Landkreis die Gemeinde eingebunden werden sollte. Zur Debatte stand, ob Gomaringen weg vom Kreis Reutlingen nach Tübingen eingebunden wird. Zur gleichen Zeit stand außerdem die Frage im Raum, ob Stockach und Gomaringen eine Einheitsgemeinde werden oder jeweils selbständig bleiben sollten.

In einem Bürgerentscheid von 1972 wurde dann für einen Zusammenschluss der beiden Gemeinden gestimmt. Die Eingemeindung schien für beide Seiten die richtige Lösung zu sein. Das hat sich dann im Laufe der letzten 50 Jahre auch bestätigt. Wichtiger Grund war auch, dass Stockach wirtschaftlich gut dastand. Das Dorf war schuldenfrei und hatte wichtige Erwerbszweige wie die Land- und Forstwirtschaft. Von Anfang an gab es das gute Gefühl aller beteiligten „Stockach und Gomaringen das passt zusammen“.

Die geschichtlichen Hintergründe sind sehr anschaulich anhand von landwirtschaftlichen Gegenständen herausgearbeitet. Wichtig für die Kultur und Gemeinschaftsbildung in der pietistischen Gemeinde Stockach waren der Männerchor, Feuerwehr und die kirchlichen Vereinsaktivitäten. Ein beliebter Treffpunkt war außerdem das Gasthaus Hirsch und der Albblick, sowie ein kleiner „Tanta Emma“-Laden, der bis in die 60er-Jahre bestand.

Als Highlights der Ausstellung wird unter anderem ein Fahrrad mit Paketen und dem Foto der „Post Anna“ ausgestellt. Außerdem sind Sammlerstücke aus der Kirchengemeinde sowie ein altes Harmonium und Wandbilder zu sehen. Die Wandbilder zeigen unter anderem, wie die Menschen in der Hahn‘schen Gemeinschaft gelebt haben. Hinzu kommen etwa 400 Fotos von Menschen und Gesichtern aus der Gemeinde Stockach. Zudem wurden für die Außen-Ausstellung in Stockach im Ludwig-Junger-Weg neun Platten mit über 100 historischen Fotos gedruckt.

Birgit Wallisser-Nuber, die schon seit 25 Jahren im Geschichts- und Altertumsverein engagiert ist, hat zusammen mit einigen Gleichgesinnten einen umfangreichen Fundus an Raritäten aus der Geschichte Stockachs gesammelt. Hervorzuheben ist dabei auch der 2018 verstorbene Siegfried Deiß, der bei einigen Hausräumungen zentrale Ausstellungsstücke wie das Harmonium und die Schulbank gerettet hat. Zudem hat Angie Dieter ein kleines Büchlein mit Stockacher Erinnerungen gemacht. Die Ausstellung zeigt viele zusammengetragene Gesichtspunkte vor der Eingemeindung. Schon 1935 bis 1938 gab es einen gemeinsamen Bürgermeister. In der Zeit nach dem Krieg veränderte sich Gomaringen zu einer Arbeitergemeinde. Stockach blieb landwirtschaftlich geprägt. Die Verbindung intensivierte sich jedoch, weil für die Textilbranche Fachkräfte benötigt wurden. So konnten vor allem die Frauen aus Stockach dort zusätzlich Geld verdienen.

Im ersten Raum der Ausstellung wird auf die landwirtschaftliche Identität von Stockach eingegangen. Es wird gezeigt, wie früher die Felder bewirtschaftet wurden und die Forstwirtschaft ablief. Eine große Bedeutung hatte auch der Obstanbau. Die Obsternten wurden in der Brennerei Junger veredelt.

Im zweiten Raum der Ausstellung wird mehr auf das Gemeinschaftsleben eingegangen. Besonders interessant ist zum Beispiel die Frage nach der Gomaringer oder Stockacher Tracht. Die traditionellen Kleidungen auf den ausgestellten Fotos aus beiden Orten ähneln sich sehr. Eine eigene Tracht der jeweiligen Orte gibt es eigentlich nicht. Die Tracht wurde als etwas verbindendes unter den Bewohnern der Gemeinde angesehen.

Ausführlich dargestellt wird außerdem, das frühere Problem mit der Wasser- und Stromversorgung. Wegen der hohen Lage des Ortes war die Versorgung lange Zeit problematisch. Um 1890 gab es im Ort nur einen einzigen öffentlichen Pumpbrunnen. 19 Bürger hatten damals eigene Brunnen gegraben und die Gemeinde hatte vorsorglich in den „Salzwiesen“ auf der Markung Gomaringen eine ergiebige Quelle erworben. 1914 erfolgte der Anschluss an die Wiesaz-Wasserversorgungsgruppe, der außerdem die Gemeinden Gomaringen und Bronnweiler angehören. Schon mit diesen ersten Verflechtungen zeichnete sich ab, dass eine Eingemeindung des Ortsteils viele positive Aspekte mit sich bringen würde.

Das Rathaus in Stockach hatte mehrere Funktionen. Neben den klassischen Funktionen, wie zum Beispiel die Nutzung als Wahllokal war dort auch der Hausarrest, wo Kriegsgefangene einquartiert wurden. Ein französischer Gefangener sorgte durch seine Vermittlung mit den französischen Besatzern nach dem Krieg dafür, dass die Franzosen sich schnell in der Gemeinde zurechtfinden konnten. So verlief die Besatzung sehr friedvoll. Dies war einer der wichtigen Gründe für die positive Entwicklung der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Eingemeindung am 1. Dezember 1973.

 

 

 

 

 

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