Vor Jahren, als in Gomaringen viel weniger Einwohner lebten, hatten wir 7 praktizierende Hausärzte. Aktuell sind es 4, im Alter von 60 und über 70 Jahre. Als Frau Dr. Nielsen Ende 2021 von Gomaringen wegzog, wurde die Sorge der Gomaringer Einwohner immer größer. Insgesamt ca. über 1000 Gomaringer suchten in letzter Zeit nach einem Hausarzt in Wohnortnähe.
Deshalb bemühten sich im Januar 2022 zwei Jung-Mediziner aus Tübingen in Gomaringen um eine Lebensstellung. Sie waren oft in Gomaringen und waren auch bei mir, für die Einrichtung einer Praxis im Untergeschoss der Bahnhofstr. 5, ich hielt die Räumlichkeiten von Januar bis Ende September 2022 für sie frei. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), bemühten sie sich, zu den Gomaringer Ärzten gingen sie und führten Gespräche, mehrmals waren sie bei Bürgermeister Heß.
Im April kam erstes grünes Licht von der KV, im Mai hat unser Architekt mit den Ärzten die Planung beraten und vereinbart. Die sind mit einem größeren Umbau (acht Räume) bis Ende September 2022 realisieren sollen.
Im Mai 2022 war so weit alles geregelt.
Ziel: Arbeitsbeginn in Gomaringen. Sie wollten beide dann am 1.10.2022 in Gomaringen beginnen. Die Ärzte wären gerne nach Gomaringen gekommen, doch die Euphorie verflachte sehr schnell.
Was geschah?
Die Bürger wurden darüber nicht informiert
Die Gomaringer Ärzte mit Ihren Interessen?
Jeder erfahrene Bürgermeister hätte dann alle Register gezogen.
Wo war der Gemeinderat?
Die Gomaringer Ärzte hatten ihre Interessen,
Bürgermeister Heß und der Gemeinderat hatten alle Handlungs-Möglichkeiten. Was geschah dann wirklich?
In den Monaten Mai und Juni tat sich von Seiten der Gomaringer Verwaltung nichts. Der Beiden wurden von der Verwaltung regelrecht hingehalten. Die Gespräche waren nicht zufriedenstellend. Das Ergebnis war, dass die zwei Ärzte ihre Pläne verworfen haben und in eine andere Stadt abgewandert sind.
Es ist davon auszugehen, dass die Verwaltung die Lösung mit einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) bevorzugt hat. Sinn eines MVZ ist jedoch in erster Linie Geld zu verdienen. Hinter jedem MVZ steckt ein Investor. Sinnvoller wäre es jedoch fähigen jungen Ärzten vor Ort mit einer eigenen Praxis eine Möglichkeit zu geben, sich damit im Ort zu verankern und einen vertrauensvollen Umgang mit den Patienten zu pflegen. Dies ohne Profitstreben eines Investors im Hintergrund.
Die Bürger wurden nicht informiert. Schade.
Die in Gomaringen gegründete Med-Go Genossenschaft, die die Zukunft der Ärzte-Versorgung in Gomaringen sichern soll, hätte es nicht gebraucht. Die genossenschaftliche Einlage in Höhe von 50 000€ ist mehr oder weniger zum Fenster hinausgeworfen. Die MVZs funktionieren so, dass ein Investor direkt ein kleines Krankenhaus- oder Praxisgebäude kauft. Die Ärzte sind dann angestellte Arbeitnehmer. Sie sind nicht selbständig und unabhängig, sondern unterstehen den wirtschaftlichen Zielen der Investoren. Bei Geldgebern gilt die Investition in deutsche MVZs aktuell als sehr lohnend. Es geht darum, mit den Ärzten und der Gemeinde zusammen Alternativen kurzfristig zu finden, um die Versorgung noch besser in Gomaringen zu gewährleisten. Willi Kemmler glaubt, dass es wichtig ist wohnortsnahe Lösungen zu finden. Der Bürgermeister hätte sich, nicht so verhalten wie sich erfahrene Bürgermeister verhalten, um im Interesse der Bürger eine Lösung zu finden.
Herr Heß war überfordert oder falsch beraten? Hatte er auch andere Interessen?
Im Landkreis Calw gründete sich im Oktober 2019 die erste zum Betrieb von Hausarztpraxen gegründete Genossenschaft in Baden-Württemberg: die Mednos eG. Mit angestellten Medizinern unterhält sie Arztpraxen als medizinische Versorgungszentren im Landkreis Calw. Es besteht dort für Ärzte die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Dies mache laut Mit-Geschäftsführer der Mednos eG, Dr. Martin Felger, die MVZs für Ärzte attraktiv.
Martin Felger hatte auch die Gemeinde Gomaringen bezüglich eines MVZ auf rechtlicher Basis einer Genossenschaft beraten. Die Mednos- Genossenschaft in Calw, bei der fünf Ärzte und der Kreis beteiligt sind, diente als nahegelegenes Beispiel (Quelle: Schwäbisches Tagblatt, Ausgabe vom 17.3.23).
Felger ist der Meinung, dass eine Genossenschaft nützlich sein kann im umkämpften Gesundheitsmarkt. Dies ist eine weitere im ärztlichen Zulassungsrecht mögliche Form der medizinischen Versorgung vor allem im ländlichen Raum. Es wäre eine gute Alternative oder eine Ergänzung zu den klassischen Einzelpraxen.
Dagegen ist etwas überspitzt formuliert laut Willi Kemmler ein MVZ nur so zustande gekommen, „weil der Bürgermeister die Aufgabe sich um eine langfristige und gute medizinische Versorgung zu kümmern nicht wirklich wahrnimmt, sondern mehr auf das Geldverdienen setzt.“ Eine langfristig gute Lösung wäre gewesen, mit den bereitwilligen Ärzten über eine Praxiseröffnung zu sprechen und bessere Lösungen zu finden als eine MVZ.
Der Gemeinderat fand nicht statt
Zumindest die SPD-Fraktion im Gemeinderat hat sich über die lange Dauer der Gründungsphase überaus verwundert gezeigt. Die Ratsmitglieder hätten erst aus dem Reutlinger Generalanzeiger darüber erfahren, dass es zu einer derartigen Verzögerung gekommen sei. Dies schreiben Daniela Diestel und Maximilian Föll in ihrem Antrag, mit dem Sie das Thema auf die Tagesordnung des Gemeinderats setzte.
Nicht kommuniziert von Seiten des Bürgermeisters ist außerdem, dass der Investor zusammen mit dem MVZ auch schnell wieder weg sein kann, wenn die Rendite nicht mehr stimmt. Dann wäre das MVZ wieder geschlossen, die fähigen Ärzte abgewandert und das Dilemma noch größer.
In MVZs sind die Ärzte nur angestellt und führen nicht selbständig eine Praxis, wie es sonst der Fall wäre. Das heißt auch, dass die Ärzte in gewissem Umfang abhängig sind vom Geld der Investoren. Wenn die Investoren die Arbeitsplätze wieder abziehen, oder ein MVZ umstrukturieren, um eventuell mehr Rendite zu erzielen, dann könnte es wieder zu Versorgungsproblemen kommen.
Der Bericht vom GEA vom 17. März zu dem Thema „Gründung der Genossenschaft“ war eine Hofberichterstattung vom Feinsten.